Japanreise

Geschrieben von Matthias Geissel am .

Letztes Jahr hatte ich eine Konferenz in Osaka. Da konnte ich etwas erleben. Hier findet Ihr meinen Abenteuerbericht:

Notizen zu Japan

 

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Freitag/Samstag: Schon um viertel vor vier morgens aufgestanden. Damit war ich um viertel vor fünf am Flughafen. Trotz der unmenschlichen Frühe war am „Delta“-Schalter eine Schlange von bestimmt 20 oder 30 Leuten. Glücklicherweise wollten die meisten nicht die Staaten verlassen, und es gab einen extra-Schalter für Leute wie mich, die einen Anschlussflug ins Ausland haben.

Der Rest ging recht reibungslos bis Osaka, abgesehen vom Gegenwind über dem Pazifik, der dafür gesorgt hat, dass wir statt 11:55h mehr als zwölfeinhalb Stunden für den Transpazifik-Flug gebraucht haben. Da ich vorher schon zwei Flüge hatte (Albuquerque-Salt Lake City und Salt Lake City-San Francisco), war ich über 23 Stunden auf, als ich in Osaka’s Kansai Airport gelandet bin. Das war am Samstag abend um kurz nach sechs. Entsprechend müde hatte ich keinen Mumm, mich mit dem japanischen Verkehrsnetz auseinanderzusetzen. Ich hatte von der Homepage des Hotels etwas von 15 Minuten Taxifahrt vom Flughafen in Erinnerung, also nahm ich mir ein Taxi. Nach 25 Minuten im Taxi wurde mir langsam mulmig, und das Taxameter lief wie verrückt. Ich hatte zwar am Flughafen 160$ in YEN getauscht, aber irgendwie sind die Taxis in Japan doch sehr teuer. Nach einer guten Stunde kam ich dann am Hotel an, und ich hatte eine Rechnung von knapp 200$ am Hals. Dort lernte ich, dass Osaka noch einen 2. Flughafen hat, der nur 15 Minuten entfernt ist. Pech gehabt. Glücklicherweise nahm der Taxifahrer meine Kreditkarte.

Das Hotel: Das Hotel ist sehr sauber, und das Zimmer ist sehr schön. Soweit ich weiß, ist es ungewöhnlich groß für japanische Verhältnisse. Die Toilette hat einen stufenlos beheizbaren Sitz und regulierbare Dusch- und Bidetfunktionen. Der Spiegel im Bad ist teilweise geheizt, sodass man ihn auch nach dem Duschen noch nutzen kann. Das Bett ist auch nicht schlecht.

Da ich den ganzen Freitag/Samstag nicht geschlafen habe (kann im Flieger nicht gut schlafen), sondern einen kompletten Roman (Deception Point) gelesen habe, war die erste Nacht recht gut, und ich hatte fast kein Jet-Lag.

Sonntag habe ich Osaka unsicher gemacht. Ich habe mir eine Tageskarte für die U-Bahn gekauft (850 YEN~8.50$) und bin erst zum Schloss, wo ich durch im Park und durchs Schlossmuseum gewandelt bin. Ausserdem gab es zum Mittagessen Sepia „am Stiel“ (an einem Spießchen auf einer heißen Platte zubereitet) und danach Ananas am Stiel.

 

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Danach bin ich ins Aquarium, das wirklich sehr beeindruckend ist. Neugierige Robben, lustige Delfine, ein großer, friedlicher Walhai, ein Manta, viele andere Rochen und Haie und andere Besonderheiten.

Montag bis Mittwoch war eine sehr nette Konferenz.  Am Mittwoch Abend bin ich dann noch mit Andreas Kemp (ex-Garching, jetzt Reno) und Prof. Hiroaki Nishimura in ein japanisches Bad (2000m tiefe Thermalquelle, verschiedene Warmwasserbecken, Sauna, etc.pp.) gegangen. Das war so richtig entspannend und hat sehr gut getan.

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Donnerstag: Vormittags mit Mary und Tom im Shinkansen („Bullet-Train“) von Osaka nach Kyoto. Das Comfort Inn ist nicht so großzügig wie das Senri-Hankyu in Osaka, aber dennoch sehr nett. Wir sind zuerst zum Kaiserpalast, aber da war außer einer kurzen Wanderung durch den Park zix zu sehen. Danach sind wir zum Heinan-Schrein, und schließlich, als es schon Dunkel war, zu den Kiyomizu-Tempelanlagen, die ab 6:00h abends wundervoll illuminiert sind. Sämtliche Tempel und Parkbereiche sind wie von Elbenkünstlern geschaffen. Wundervoll!! Nachdem wir durch diese tolle Kulisse geschlendert sind, haben wir im Gion-Viertel nobel zu Abend gegessen. Schabu-Schabu gab es, was so ähnlich ist wie Fondue, allerdings mit kochendem Wasser und dünnen Rindfleischscheiben. Gemüse und Pilze sind auch im „Kochsortiment“. Inklusive eines Bieres waren das $90 pro Nase. Uiuiui... Aber es hat sich irgendwie gelohnt. War soweit ein toller Tag. Mal schau’n, was der morgige Tag so bringt.

Freitag: Und er bringt so manches: Zuerst bin ich zu Fuß vom Hotel zum Nishihonganshi Tempel gelaufen. Das war nett, aber nicht weltbewegend. Danach weiter zu Fuß zum Hauptbahnhof, und schließlich mit dem Bus (Linie 205) zum Kinkakuji-Tempel, der auch der „Goldene Tempel“ genannt wird. Das wiederum war phantastisch. Danach gings dann wieder zu Fuß weiter bis zum Ryoanji-Tempel, der auch sehr nett angelegt ist. Nach den Tempel-Touren habe ich mir etwas Shopping gegönnt. Man muss allerdings sagen, dass es in der Shopping-Meile von Kyoto derart gerammelt voll ist, dass ich relativ bald ein dünnes Nervenkostüm gezeigt habe. Da meine Kohle ausgegangen ist, habe ich mich mühsam bis zu einem (leider seltenen) internationalen Geldautomaten durchgeschlagen. Der war im siebten Stock des noblen Takashimaya Kaufhauses. Nerven hin, Plan her, irgendwie habe ich mich mit den vielen Nullen vertan und 80000YEN statt 8000YEN abgehoben, was etwa 800$ sind. Aua. Muss mal sehen, wie ich den Rest zurücktauschen kann. Auf jeden Fall, mit der Kohle in der Tasche in so einem Kaufhaus, kommt man schnell auf dumme Gedanken. Also habe ich mir mal einen wirklich schönen Pulli geleistet. Kaschmir, schwarz. Nicht Barisal (Karstadt), sondern diesmal Lanvin (Paris)...

Was mir wohl sonst noch so passiert...

Das Abendessen war wieder sehr gut. Diesmal schon eher wie echtes Fondue, allerdings nicht nur mit Fleisch, sondern auch mit Gemüse und Fisch. Wahlweise kann man die Zutaten vorher in Tempura tunken. Allerdings haben wir eine Zeit gebraucht, ehe wir ein Restaurant gefunden haben. In der Gegend am Fluss, in der wir ein paar ordentliche Restaurants vermutet hatten, wurden in den meisten „Lokalitaeten“ neben Speisen auch junge Damen feilgeboten. Das war dann doch nicht so recht unser Programm (mit Mary im Schlepptau ließen sich natürlich keine genaueren Details des „Programms“ in Erfahrung bringen) ...

Samstag: Der Heimflug lief weitgehend ereignislos. Mit dem Shinkansen via Osaka zum Flughafen (diesmal kein 200$-Taxi) und dort drei Stunden auf den Flieger gewartet. Dummerweise hat Tom zu früh zum Marsch durch die Kontrollen geblasen, so dass Mary nicht zu Ihrem Flughafenshopping gekommen ist. Stattdessen saßen wir zwei Stunden vor einem eher mickrigen Imbiss am Terminal. Uiuiui. Aber Tom meinte, er sei froh, dass ich dabei bin. Normalerweise wäre Mary sonst mächtig stinkig. Mary hat natürlich protestiert, aber ich vermute, er könnte da durchaus recht haben ;)

In San Francisco wurde dann wieder gewartet, und ich musste schießlich nocheinmal in Denver umsteigen. Die Jungs dort (und Mädels) hatten allerdings ein echtes Problem mit dem Timing gehabt. Kurz vor der offiziellen Boarding-Zeit wurde bekanntgegeben, dass sie mit dem Putzen und Servicing nicht rechtzeitig fertig werden. Von da an hat es dann noch eine gute Stunde gedauert, großenteils in einem Gang auf Strassenniveau (Behelfsterminal), bevor man endlich in den Vogel durfte.  Wenn man schon seit 29h unterwegs ist, findet man das nicht sooo lustig. In Albuquerque angekommen, ist dann mein Auto nicht angesprungen. Es waren fünf Grad, und mein Tank war so ziemlich leer. Leider ist der AAA auch nach 40 Minuten nicht beigekommen, aber Gott sei Dank hat meine Mühle letztlich ein Einsehen bekommen, und ist mit letzter Batteriekraft doch noch angesprungen: man soll NIE aufgeben. Die Kiste ist noch bis zur nächsten Tanke gekommen, bei der ich 18 Gallonen getankt habe (soweit ich weiss, geht nicht mehr rein).

Das war mein Japanabenteuer!